Die Arbeit läuft nicht davon, während du deinem Kind einen Regenbogen zeigst, aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.

chinesisches Sprichwort

 

 

MICHA - Ist Diabetes eigentlich ansteckend?

Mit einem Vorwort von Matthias Steiner

Klappentext

Ist Diabetes eigentlich ansteckend? … und andere Fragen rund um das Thema Diabetes werden in der Geschichte des 12jährigen Michas, ein Mensch mit Diabetes, beantwortet.

Micha hat Diabetes mellitus Typ I. Er ist mit seiner Familie in eine andere Stadt gezogen und lernt seinen neuen Freund Chris kennen. Im Verlauf der Geschichte erklärt er ihm auf gut verständliche Weise die Hintergründe, Fachbegriffe und Besonderheiten der Erkrankung, Micha beantwortet die vielen Fragen von Chris und die Freunde erleben gemeinsam aufregende Situationen.            

Eine Geschichte um Freundschaft und das Leben mit Diabetes mellitus Typ I. Sie zeigt, dass – wenn man einige Regeln befolgt – ein durchaus „fast“ normales Leben möglich ist.         

Die Idee hinter diesem Buch ist, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Krankheit Diabetes mellitus näher zu bringen.

 

 

"MICHA" zum Reinhören! Leider sehr leise, deshalb: Lautstärke voll auf!

Leseprobe

„Micha, du bist eine verdammt coole Socke!“ Chris schlug Micha freundschaftlich auf die Schulter. „Wir sehen uns nachher auf dem Bolzplatz hinter der Schule.“

Noch während er das sagte, schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr los.

Micha war mit seinen Eltern und seiner Schwester Clara erst vor zwei Wochen in den winzigen Vorort von Heidelberg gezogen. Seine Eltern hatten ein kleines Haus gekauft, und er und Clara mussten die Schule wechseln. Eigentlich hatte er Bauchschmerzen deswegen gehabt, aber es hatte sich herausgestellt, dass auch in der neuen Klasse richtig nette Jungs waren. Mit Chris hatte er sich schon am ersten Tag angefreundet, und der wohnte nur eine Straße entfernt von ihm. Seitdem trafen sie sich fast jeden Nachmittag und gingen auf den Bolzplatz, der hinter der Schule lag, zum Fußballspielen, oder hingen einfach nur zusammen an der Spielekonsole oder an ihren Laptops. Chris war inzwischen ein richtig guter Freund geworden und die beiden Jungs verstanden sich prächtig.

Auch Micha machte sich auf den Heimweg von der Schule, seine Mutter würde sicher schon mit dem Mittagessen warten. Während er so gedankenversunken die Straße entlanglief, dachte er daran, dass es bestimmt bald wieder soweit war und er bei Dr. Born vorbeischauen musste, um seine Blutwerte kontrollieren zu lassen.
Micha hatte Diabetes, die Zuckerkrankheit, wie man früher gerne dazu sagte. Vor einigen Monaten war es bei ihm festgestellt worden und seither hatte sich einiges in seinem Leben verändert – verändern müssen!  

Als er zu Hause ankam, stand das Essen bereits wie erwartet auf dem Tisch.   
„Na, wie war es heute in der Schule? Wie lief die Mathearbeit?“, erkundigte sich seine Mutter bei Micha.
„Die war okay, ich hatte keine Probleme, aber für manche ist die Zeit am Ende etwas knapp geworden.“ Micha ging ins Badezimmer und wusch seine Hände, um noch vor dem Essen seinen Blutzuckerspiegel zu kontrollieren und sich das notwendige Insulin zu spritzen. Er trug die Werte fein säuberlich in sein Blutzucker-Tagebuch ein, das er immer zu Dr. Born mitnehmen musste. Dann setzte er sich an den Tisch und aß. Auch seine Essgewohnheiten hatte er anpassen müssen!               
„Du hast am Montagmorgen bei Dr. Born einen Termin zur Kontrolle deiner Werte“, sagte seine Mutter in dem Moment.               
„Ist ja witzig, ich habe eben auf dem Heimweg auch daran gedacht, dass es bestimmt bald wieder an der Zeit ist, zur Untersuchung zu gehen. Ich brauche auch ein neues Rezept für mein Insulin. Dann sage ich Herrn Baumert morgen Bescheid, dass ich am Montag etwas später zur Schule komme.“

Nach dem Essen ging Micha in sein Zimmer, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Kaum war er fertig, klingelte es auch schon an der Haustür und Chris holte ihn ab.    
„Bin auf dem Bolzplatz“, rief Micha seiner Mutter noch zu, und schon waren die beiden weg. Als sie an der Schule ankamen, war noch niemand von den anderen da, und sie setzten sich auf die Tischtennisplatte.
„Ach, übrigens!“ Micha fiel ein, dass Chris ihn am Montag dann nicht zur Schule abzuholen brauchte. „Am Montag komme ich später zur Schule, du brauchst nicht auf mich zu warten.“
„Musst du mal ausschlafen, oder?“, fragte Chris lachend.
„Nee, ich habe einen Termin beim Doc – Blutentnahme!“
„Bist du krank?“ Chris schaute Micha etwas irritiert an.               
„Ja und nein. Ich habe Diabetes und muss regelmäßig zur Blutkontrolle, damit mein Insulin auch richtig eingestellt ist.“ So, jetzt war es raus, nun wusste auch Chris Bescheid. Bisher hatte Micha es vermieden, darüber zu reden, weil er nicht anders behandelt werden wollte als die anderen Jungs. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten wussten, was es bedeutete, diese Krankheit zu haben, und sich auch nicht trauten zu fragen. Nicht so aber Chris.         
„DU hast Diabetes?“, fragte er ungläubig. „Meine Oma hat das auch, aber die ist alt. Und auch unsere Nachbarin, aber die ist auch schon alt. Wie kommt denn ein Junge in deinem Alter zu so etwas?“
„Erzähle ich dir ein anderes Mal, da vorne kommen schon Bastian und Leon. Ich gehe noch mal kurz hinter die Büsche.“               
Micha tat, als müsste er noch mal für kleine Jungs, aber hinter dem Busch nahm er sein Blutzuckermessgerät aus dem Rucksack und überprüfte seinen Blutzuckerspiegel. 148 zeigte das Gerät an, und somit war alles in Ordnung, der Wert war im grünen Bereich. Er konnte beruhigt mit den anderen Jungs Fußball spielen und musste weder Insulin nachspritzen, um den Wert zu senken, noch eine Kleinigkeit essen, um den Wert anzuheben. Als er wieder bei den anderen angekommen war, kickten sie fröhlich drauflos. Chris beobachtete Micha immer wieder verstohlen, man merkte überhaupt nicht, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Seine Oma machte immer einen Test mit einem kleinen Gerät, ehe sie die Sahnetorte verschlang, und anschließend spritzte sie sich etwas, damit ihr Blutzuckerspiegel nicht zu hoch wurde. Aber Chris hatte sich noch nie wirklich dafür interessiert. Er hatte häufig den Eindruck, dass sie das machte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ja, wenn er in dem Moment schon gewusst hätte, warum Micha hinter den Büschen verschwunden war.

 

Später, als sie dann auf dem Nachhauseweg waren, fing er noch mal dieses Thema an.             
„Meine Oma macht immer ein Tamtam um ihren Blutzuckerspiegel, bei dir merkt man das überhaupt nicht.“
„Ich muss den schon auch regelmäßig kontrollieren und kann auch nicht einfach alles essen, ich muss immer erst die richtige Mange an Insulin spritzen, aber ich habe das mittlerweile ganz gut im Griff“, antwortete Micha. „Vor ein paar Monaten sah das noch ganz anders aus und ich dachte, dass mir das Leben sicher keinen Spaß mehr machen würde.“               
„Aber wieso hast du das denn? Bekommt man das nicht nur, wenn man alt ist?“          
„Das ist Altersdiabetes oder Diabetes Typ II, den bekommen wirklich eher die älteren Menschen, aber ich habe Typ I und den bekommt man meistens, wenn man noch recht jung ist. Ist ungewöhnlich, kommt aber vor.“      
„Du bist so ein cooler Typ, wie kommt das denn?“
„Meine Bauchspeicheldrüse produziert nicht mehr genügend Insulin. Insulin ist ein Hormon, also ein Botenstoff, der die Organe und Drüsen steuert, damit sie wissen, was sie zu tun haben. Hat man nun nicht genug von diesem Insulin, dann kann der Körper den Zucker nicht mehr in die Zellen transportieren und logischerweise steigt dann der Zuckergehalt im Blut an.
Dann hat man Diabetes mellitus, so nennt man das nämlich richtig.“    
„Aha!“ Chris merkte man an, dass er das Gehörte gerade verarbeitete. „Kann man das nicht operieren?“
„Leider nicht. Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht richtig funktioniert, muss man das mit Medikamenten oder Insulinspritzen ausgleichen und sich eben nach gewissen Regeln ernähren, also die richtige Insulinmenge für die Mahlzeiten berechnen.“
„Wie kann denn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig funktionieren?“
...

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